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Ein Khart...was? Was soll der sperrige Name?

Kharthvelier ist der ursprüngliche Name des Volkes der Georgier. Eines uraltes sagenumwo-benenes Voke, dass uns als ideelles Vorbild dient. Eine Legende besagt: Nachdem Gott der Herr die Welt erschaffen hatte, teilte er das Land unter die Menschen auf. Als er damit fertig war, erschienen die Georgier: „Warum kommt ihr jetzt erst? Nun
habe ich das Land schon verteilt.“ Die Georgier waren um eine Antwort nicht
verlegen: „Wir konnten nicht früher kommen, weil wir noch auf dein Wohl
getrunken und gesungen haben.“ Diese Antwort gefiel Gott dem Herrn
so sehr, dass er, da schon alles Land verteilt war, den Georgiern ein Stück
vom Paradies überließ.
Unser Ordenssymbol ist der Khartlos, der Drachentöter, das Ur-Symbol der
Kharthveliern. Wir sehen ihn gegen den schwarzen Drachen – das Böse –kämpfen.
Dies soll uns daran erinnern, dass auch wir uns stets mit dem Bösen umuns und in uns auseinander setzte müssen. Um diesen Gedanken präsent zu halten, tragen wir bei unseren Aktionen schwarz-weiß gestreifte Halstücher, die Symbolisieren, dass jedem von uns eine Helle wie eine dunkle Seite innewohnt. Diese Erkenntnis soll uns Demut lehren, damit wir uns nicht für etwas Besseres halten.
Genau wie die Kharthvelier, die als wildes Bergvolk über dem Land verteilt lebten, ist auch unser Orden von Anfang an überregional gewesen. Neben Berlin waren wir lange Zeit auch in Göttingen, in Blender bei Bremen und neuerdings auch im Raum Jena angesiedelt. Dort und an vielen anderen Orten Leben ältere Kharthvelier, die den Gruppen mit Rat und Tat zur Seite stehen und immer wieder zusammen auf Fahrt gehen.



Die erste Fahrt -
Wie ist es mit uns unterwegs zu sein?




Musik von Hand und nicht aus der Konserve
Ein Lächeln umspielt ihre Lippen, als sie anfangen rhythmisch ihre Gitarren zu schlagen. Sie singen aus voller Kehle und als ein Zwischenspiel sie noch weiter anpeitscht, gucken sie sich mit einem breiten Grinsen in die Augen.
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Ungefähr dieses Bild schießt mir in den Kopf, wenn mich jemand nach einer perfekten Singerunde bei uns Fragt. Doch was macht eine Singerunde eigentlich gut? Und warum ist eine solche Singerunde nur möglich wenn wir selbst die Instrumente zur Hand nehmen? Gibt es dafür nicht inzwischen zahlreiche bequemere technische Lösungen, auch für unmusikalische? Meine These: Nein, das ist unmöglich! Denn es liegt nicht am können der Einzelnen. Es liegt auch nicht nur an den Liedern. Es liegt an der Leidenschaft. Nur wer ein Lied mit voller Leidenschaft singt kann andere mitreißen. Das Lied muss in gewisser Weise aus uns herauskommen. Und dafür muss es selbst gestaltbar sein und nicht von einer Aufnahme vorgegeben. Ich sehe hier schon die Skeptiker die Köpfe schütteln. Denn jeder hat schon erlebt, wie es bei manch einem auch mit ihren Lieblingsliedern nicht so ganz klappen wollte, die Anderen anzustecken oder zu begeistern. Hierfür gibt es meiner Erfahrung nach im Wesentlichen zwei Gründe.
Trau dich
Viele denken sie könnten überhaupt nicht singen. Das ist aber eine reine Übungssache. Wer sich nichts zutraut, der singt oft zaghaft und wird durch seine Unsicherheit noch unsicherer. Für diese Menschen kann es oft hilfreich sein, ein Lied mit jemandem zusammen anzustimmen, damit er die Sicherheit hat, die er braucht. Grade hier sind sichere Sänger gefragt eine Singerunde zum Glühen zu bringen, denn so können auch unsichere Sänger ihre Leidenschaft einbringen. Und vor allem gilt das Motto immer beherzt dabei sein! Lasst euch eure Unsicherheit nicht anmerken, übersingt sie einfach und besiegt sie so.
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Singen mit dem Anderen
Eine Singerunde besteht aus einer Gruppe von Personen, in der möglichst jeder Raum haben muss, das einzubringen was in ihm ist. Dies kann passieren in dem Jeder aus der Runde seine Lieder anstimmt und genug Platz für die Wünsche der anderen gelassen wird, viel häufiger passiert es aber, dass die Anstimmenden die Anderen mit verzaubern und in ihrem Sog, die Lieder die sie Singen, in die Anderen hereinpflanzen. So manches Lied löst bei mir eine Vielzahl von glücklichen Erinnerungen aus, die mich in die schönsten Singerunden zurückversetzen. Es geht also darum, auf sich selbst zu hören, aber auch dabei die Anderen nicht aus dem Blick zu lassen. Singen ist eine Art der Kommunikation. Es geht maßgeblich darum den Anderen zu verstehen und von ihm verstanden zu werden. Es findet ein Prozess der Anerkennung statt, wenn jeder in der Gruppe sich in der Liedauswahl wiederfindet. Wer ein gutes Gefühl für die Situation hat wird im richtigen Moment wissen was dafür gesungen werden muss. Und wenn die Kommunikation in einer Runde funktioniert, so wird darüber nicht mehr nachgedacht, sondern ein Lied nach dem Anderen gesungen. Es entsteht ein wahrer Fluss an Liedern. Dies muss nicht immer mit den Wilden Liedern geschehen. Es können auch ruhige Lieder sein. Denn es geht im Grunde darum beim Singen sein Inneres nach außen zu kehren. Wem das gelingt, der hat eine perfekte Singerunde.
Sei du selbst
Zweitens: Viele Sänger Probieren etwas da zu stellen. Sie wollen jemand oder Etwas sein das sie bestimmt nicht sind. Das wirkt oft komisch bis lächerlich und hemmt den Rauschfaktor enorm. Geknödelter Gesang wie der eines Opernsängers, Lautes krakele und ähnliche Späße sind dabei nicht die einzigen Fehlgriffe. Mancher probiert auch eine Wilde Kneipenatmosphäre zu erzwingen wo ein paar ruhige Gefährten zusammensitzen oder dies schönsten oder witzigsten wandervogelweisen zu schmettern, um sich mit diesen Federn zu schmücken. Wieder ein anderer will zeigen wie viele tolle Lieder er kennt und stimmt eins nach dem anderen an, die er aber leider nur allein singen kann. An jenem Letzten erkennt man schnell es liegt nicht nur an der eigenen Leidenschaft, es liegt auch an der Kommunikation.
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Wilde Fahrten in ferne Länder
Auf unseren Fahrten sind wir auf der ganzen Welt unterwegs. Um einen kleine einblick in unsere Abenteuer zu erhalten folgen hier ein paar Pasagen aus unseren Fahrtenberichten:
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Zunächst hatten wir einen kurzen Aufenthalt in Istanbul. Von dort transportierte uns ein Überlandbus ins Landesinnere nach Kastamonu, dem Startpunkt der Wanderung, wo wir Berliner uns von den anderen trennten. Das uns zur Verfügung stehende Kartenmaterial bestand aus einer Autofahrer-Übersichtskarte der westlichen und mittleren Türkei sowie einer aus den Tiefen des Internets ausgedruckten Karte, die zwar einen besseren Maßstab hatte, jedoch vom russischen Militär in den 70er Jahren angefertigt worden und daher völlig obsolet und in kyrillischer Schrift verfasst war. Aus der Not machten wir umgehend eine Tugend, indem wir den Kompass auspackten und uns freuten, einfach querfeldein in Richtung des Schwarzen Meeres zu wandern. Diese Herangehensweise bereitete uns zwar hier und da Verdruss, wenn wir zum Beispiel durstig wanderten ohne eine Ahnung, wann wir wieder Wasser fassen könnten, oder sich eine Abstiegsroute vom Berg erst viel zu spät als die entpuppte, die in die falsche Richtung führte. Insgesamt hatten wir jedoch sehr viel Freude daran, in kleiner Gruppe diese Freiheit des Wanderns zu genießen.
(Türkei)
Wir schliefen in verlassenen Schäferhütten, die sich nachts wie eine Burg anfühlten, wenn die groben Steinwände den Schein des Kaminfeuers und unseren Gesang reflektierten. Einziger Nachteil der Tage auf der Hochebene war das mangelnde Wasser; die Bäche waren im September lange vertrocknet.
Nach dem Verlassen der Hochebene befanden wir uns wieder in Zivilisation. Statt endlosen Wiesen und Bergspitzen bildeten Olivenhaine und pittoreske Dörfer die Kulisse. Durch diese italienische Klischee-Idylle zu wandern war ein Vergnügen. Hinter jeder Wegbiegung wartete ein neuer Blick, satte Trauben- und Feigenbäume versüßten flächendeckend die Wanderung, Wasser war reichlich vorhanden und wo man keine Kohte aufbauen konnte, wurden die Bahnen eben zwischen den Olivenbäumen gespannt.
(Italien)


Die größte Bewährungsprobe für unsere Crew braute sich bald nach den Kaimaninseln am Himmel zusammen. Aus Wolkentürmen zog ein Sturm auf und blies zu unserem Verdruss auch noch aus der falschen Richtung, sodass wir fortan hart am Wind mit beträchtlicher Schlagseite segeln mussten. Die allgemein instabile Lage führte zunächst zu komplettem Chaos unter Deck und einer grausamen Rache der Seekrankheit. Mit der Zeit sanken unsere Hoffnungen, der Sturm könnte schnell vorübergehen, und verkehrten sich ins Gegenteil: Immer mehr Wasser lief unter Deck und die Matratzen wurden unerträglich nass, Segel rissen, eine Koje kollabierte, die Pumpe fiel aus. Die meisten von uns fuhren herunter auf einen Zustand des primitiven Vegetierens und lagen den ganzen Tag in der Koje, sofern diese nicht von der Bilge geflutet war. Momente der abenteuerlichen Freude aber ließen bei der Wache das Herz höherschlagen, wenn man in Badehose und Regenjacke angekettet am Ruder stand, während die Gischt und der Gegenwind unaufhörlich peitschende Ohrfeigen verteilten. Der linke Fuß stand durch die Schlagseiteschon im Wasser, doch konnte man mit festem Griff am Ruder die Falado durch die feindliche Sturmlandschaft führen. So biss jeder einzelne von uns die Zähne zusammen und es gelang uns gemeinsam, nicht vor der Naturgewalt zurückzustecken und die Decke über den Kopf zu ziehen, sondern weiter zu segeln. Nach einigen Tagen im Sturm erschien zum Glück die Küste Kubas am Horizont und nahm uns vor der rauen See unter ihre Fittiche. Einen ganzen Tag verbrachten wir selig dümpelnd, trockneten unsere Sachen, flickten die Segel und aßen vor allem wieder viel und gut. Wegen strenger Einreisebestimmungen in den USA durften wir leider nicht auf Kuba an Land gehen und konnten die Skyline Havannas nur sehnsüchtig betrachten, wie sie zu Achtern im Äther verblasste.
(Segeltörn Karibik)
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Wir sind nun seit einer Woche Unterwegs. Nördlich des Polarkreises haben wir eine großartige und einsame Landschaft gefunden. Mit unseren Rucksäcken sind wir gerüstet, knapp zwei Wochen von unseren Vorräten zu leben, sodass wir auf niemanden angewiesen sind. Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Unter dem Poncho und getrieben von dem scharfen Wind, der in jeder Pause sofort zum Weiterlaufen fordert, haben wir gestern hier die Kohte (unser Zelt) aufgebaut. Es hat die ganze Nacht weitergeregnet, doch die gut aufgebaute Kohte bleibt dicht. Doch auf einmal bemerken wir dennoch jede Menge Wasser in der Kohte. Der Wasserspiegel ist auf dem ganzen Gebiet soweit angestiegen, dass wir einfach von unten durchnässt werden. Wir müssen sofort aufbrechen. Die Kohte ist schnell abgebaut und zusammengepackt, alles hat seine Ordnung, alles hat seinen Platz. Es sind keine Anweisungen nötig, jeder weiß was zu tun ist und worauf es ankommt. Wieder unter den – nicht mehr ganz trockenen – Ponchos geht es weiter. Wir kommen an ein kleines Dorf der Lappen. Die Lappen, die sich auf das Geschäft mit den Wanderern spezialisiert haben, bieten uns für etwas Geld ein Quartier an. Wir lehnen ab, stattdessen hoffen wir auf eine kleine Schutzhütte, die noch einige Kilometerweit entfernt liegen soll. Tatsächlich, wir haben Glück und können hier unsere Sachen trocknen und den Regen abwarten.
(Schweden)
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(Mongolei)



Natur - das analoge erleben in einer Digitalen Welt
Einige Fragen, die wir uns selbst stellen würden...

Unterwegs zu jeder Jahreszeit, warum?


Keine Raum für sexuallisierte Gewalt
Bei all unseren Aktivitäten steht der Schutz der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen an erster Stell. Doch Wissen wir auch, dass überall da wo vertrauen ist, dieses auch gebrochen werden kann. Deshalb gehen wir aktiv gegen sexuallisierte Gewalt vor und probieren die Räume für Täter*innen so klein wie möglich zu machen. Wie wir das machen, kannst du in unserem Schutzkonzept nachlesen.
Kein Raum für rechtes Gedankengut
Die Arbeit in Pfadfinder- und Wandervogel-Gruppen wird häufig als Feigenblatt der "Neuen Rechten" missbraucht. Wir wollen wann immer uns Hass und Fremdenfeinlichkeit auffällt darauf aufmerksam machen und dagegen vorgehen. Dafür haben wir die so genannte Mangler Resulution verfasst, die Unsere Haltung zu rechem Gedankengut klar macht. Sie Lautet:
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Als Orden der Kharthvelier ist die Fahrt für uns wie für die meisten bündischen Gruppen eines der Kernelemente unserer bündischen Identität. Auf Fahrt leben wir davon, in fremde Kulturen zu reisen und uns dort heimisch zu fühlen. Dabei erleben wir einerseits, dass sich Menschen über die verschiedensten Länder hinweg in vielen fundamentalen Hinsichten sehr nahe sind. Andererseits empfinden wir gerade die Unterschiede und die Diversität zwischen den Kulturen als große Bereicherung, wenn wir in fernen Ländern wandern. Dieses Gefühl der Bereicherung haben wir aber auch nach der Fahrt, wenn wir zu Hause sind und Menschen verschiedener Hintergründe zusammenleben.
Im Geiste der Mannheimer Resolution stehen wir als Kharthvelier deswegen für ein weltoffenes Deutschland ohne Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Diskriminierung jeder Art. Wir möchten solchem Gedankengut keinen Platz in unserem Ordensleben einräumen. Wo wir solchem Gedankengut begegnen, grenzen wir uns ab und positionieren uns dagegen. Unser Orden will eine Atmosphäre schaffen, in der verschiedene kulturelle Herkünfte als Bereicherung gesehen werden. Neben den anderen in unseren Ordenssätzen verankerten Grundsätzen möchten wir dies also als eine Maxime unseres Handelns nehmen – im Ordensleben und darüber hinaus.
Schütz unsere Erde
Bei uns geht es im Wesentlichen um ein Naturerlebnis. Deshalb liegt uns der Erhalt unserer Umwelt und unseres Ökosystems sehr am Herzen. Wir versuchen uns, bei allem was wir tun, so zu verhalten, dass unsere Umwelt möglichst wenig Schaden dabei nimmt. Wir verhalten uns umsichtig mit den Pflanzen des Waldes und versuchen die Tiere die dort leben so wenig wie möglich zu stören. Wir lassen niemals Müll zurück und gehen verantwortungsvoll mit den Ressourcen um die die Natur uns gibt. Bei der Auswahl unseres Fahrten-Materials achten wir darauf, stabile Naturmaterialien zu nutzen, die wir so lange, immer wieder reparieren, bis sie endgültig auseinanderfallen.
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Wir reisen bevorzugt mit der Bahn in unsere Fahren-Gebiete, auch wenn das manchmal ein paar Tage dauern kann. Mit dem Flugzeug zu fliegen wollen wir möglichst vermeiden. Das langsame annähern an andere Kulturen, das mit der Bahnfahrt einhergeht passt auch viel besser zu unserem Reiseverständnis, als sich in einer Konservendose in ein anderes Land werfen lassen.
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Auch bei unserer Nahrung versuchen wir es so regional, umweltverträglich und unverpackt wie möglich zu halten. Frisches Obst und Gemüse schmeckt uns viel besser, als Früchte, die quer durch die Welt gefahren werden müssen. Jeder der schon einmal in eine Mango dort reingebissen hat, wo sie auch wächst wird das sofort bestätigen. Aber auch der Apfel vom Kleinbauern schmeckt deutlich besser als jeder aus dem großen Supermarkt. Dank unserer versierten Kochkünste, könne wir auf Fleisch gern verzichten.
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​Natürlich sind wir uns bewusst, das auch nicht perfekt sind und wie alle Menschen auch zur Klimakatastrophe beitragen, die letztendlich nur aufgehalten werden kann, wenn auch in der Politik endlich die richtigen Maßnahmen eingeleitet werden. Wir versuchen aber dafür sensibel zu sein unsere Erde zu schützen, unser Verhalten zu hinterfragen und uns immer weiter zu entwickeln.